Frank Lehmann (Christian Ulmen) und seine Freunde sind weit entfernt von einem Lebensplan. Im West-Berlin kurz vor dem Mauerfall verbringen sie ihre Tage entweder hinter oder vor dem Tresen. Doch haben sich auch in diesem Mikrokosmos Spannungen aufgestaut, die sich allmählich entladen müssen. Ein Film über Rollenbilder und die Unberechenbarkeit des menschlichen Gemüts. Mit einem grandiosen Christian Ulmen. (Leander Haussmann, D 2003, 109min.)

Was Hollywood kann, kann das Weltkino schon lange – das zeigt Juan José Campanellas oscarprämiertes Thrillerdrama. Mit dem argentinischen Star Ricardo Darín (Un cuento chino) in der Hauptrolle wird die spannende, lange nachhallende Geschichte zweier Ermittler erzählt. Sie rollen einen jahrzehntealten Vergewaltigungs- und Mordfall neu auf und stossen dabei auf unbequeme neue Schlussfolgerungen, die auf Verbindungen zur argentinischen Militärdiktatur hinweisen. (Juan José Campanella, ARG 2009, 129min.)

Der europäische Jim Jarmusch? Nein … Jim ist der US-amerikanische Aki Kaurismäki! The Man Without a Past von 2002 ist eines der populärsten und besten Werke des kettenrauchenden, 59-jährigen Finnen. Im Film wir ein Namensloser von Helsinkischen Pennern zusammen, bewusst- uns gedächtnislos geschlagen. Er lebt sich in eine neue Identität zwischen Werftscontainern, Heilsarmee und Bedürftigen ein. Unaufgeregt, bedächtig, grossartig. (Aki Kaurismäki, FIN, 2002, 97min.)

«Gangstermovie» à la Jarmusch geht etwas anders: ein skurriler Mix aus Samurai-, Mafia- und Gangsta-Kult – ein waschechter Anti-Genre-Film. Ghost Dog (Forest Whitaker), ein selbsternannter Samurai und Auftragskiller, gehorcht bedingungslos seinem Meister und Mafiaboss Louie (John Tormey). Als dieser sich vom Ghost Dog trennen will, beginnt ein unerbittlicher Rachfeldzug. An die Stelle der genreüblichen Action treten jedoch Jarmuschs poetische Bilder und ein genialer Soundtrack von Wu-Tang-Clanmitglied RZA. (Jim Jarmusch, USA 1999, 116min.)

Los Angeles geht das Wasser aus und das schon seit längerem. Und die Ideen? Da sieht’s leider nicht besser aus - zumindest heute! Hier deshalb unsere Erinnerung, dass Hollywood mal was drauf hatte: ein absoluter Film-Noir Klassiker. Das Setting ist simpel: ein Privatdetektiv (Jack Nicholson) und ein harmloser Auftrag. Bald schon kommt aber eine Femme Fatale (Faye Dunaway) hinzu und es spinnt sich ein Netz aus Inzest, Mord und Verschwörungstheorien. Roman Polanskis legendäre Inszenierung ist unglaublich spannend - damals wie heute. (Roman Polanski, USA 1974, 131min.)

Billy (Vincent Gallo) sass für ein Verbrechen, dass er nicht begangen hat. Nun auf freiem Fuss, kidnappt er als erstes das Mädel Layla (Christina Ricci). Mit ihr spricht er bei den unmöglichen Eltern vor, die er im Glauben liess, er sei verheiratet und berufstätig. Bald merkt man: Billy ist immer noch eingesperrt, in einem psychischen Gefängnis, aus dem er sich selbst nur durch Liebe und Vergebung entlassen kann. Vincent Gallos borstiger Indiefilm ist ein minimalistisches Meisterwerk, dessen krude Bilder sich einbrennen. (Vincent Gallo, USA 1998, 110min.)

Mr. Oizo a.k.a. Quentin Dupieux landete mit «Flat Beat» 1999 einen Riesenhit. Danach war er als Indie-Elektroniker unterwegs und frönte im neuen Jahrtausend auch seiner zweiten grossen Liebe: dem Kino. Den Videoclip zu «Flat Beat» mit gelbem Plüschtierchen «Flat Eric» inszenierte Dupieux damals selber. Es folgten die ersten Gehversuche Nofilm und Steak. Dann mit Rubber der Durchbruch: Ein Autoreifen, der irgendwo in der Südstaatenwüste Menschen ermordet. Trash, Hommage an John Carpenter und: Wunderbares Anti-Kino. Natürlich mit fetzigem Mr.-Oizo-Soundtrack. Hell, yeah!

Vor Hayao Miyazakis Oscargewinner Spirited Away kam Princess Mononoke – der Film, der das Anime-Studio Ghibli weltberühmt machte. Mit seinem typischen Flair für emotionale Grauzonen vermischt Miyazaki in atemberaubenden Bildern japanische Geschichte und Mythologie. Im Zentrum des Films steht ein junger Mann, der im 16. Jahrhundert zwischen den Eisen schürfenden Menschen und den von der Industrie bedrohten Waldgöttern, unter ihnen die Wolfskriegerin Mononoke, vermitteln muss. (Hayao Miyazaki, JPN 1997, 128min.)

Dieser Film geht wortwörtlich unter die Haut. Scarlett Johansson als unheimlicher Fremdkörper, der die Männer aufsaugt und einspeist ist so kryptisch wie bildgewaltig und wird in ein paar Jahrzehnten als unbestrittener Klassiker gelten. Wenn Jonathan Glazer (u.a. Sexy Beast) so weitermacht, wird er der nächste Stanley Kubrick. Lose basierend auf «Die Weltenwanderin» von Michael Faber.  (Jonathan Glazer, GB 2013, 107min.)

Glückskarten-Gestalter Tom (Joseph Gordon-Levitt) und die charmant-kapriziöse Summer (Zooey Deschanel) sind beide der Band “The Smiths“ erlegen und metzgen sich formidabel beim Karaoke. Wenn das nicht zum ewigen Zusammensein genügt, was dann? In Marc Webbs Debüt werden wir durch Toms Gefühlswelt geführt, während der Film munter mit Zeitachsen und Chronologie spielt. Das ist nicht der einzige sublime Einfall in dieser etwas tragischen, sehr komischen, gern auch mal zynischen Liebeskomödie. (Marc Webb, USA 2009, 95min.)



Ort: Neugarten-Terrasse

Eintritt: 12.-