Jolanda Spiess-Hegglin & Hansi Voigt lesen: Meistgeklickt

eine Frau mit dunkelblauer Bluse steht vor einer grauen Wand. Sie hat schwarze Haare und ihre Hände in ihren Hosentaschen.
Do. 8. Mai 2025 - 20:00
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15.-/10.-

19:45
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    Ein heiterer Abend mit Hassbotschaften, Überlebenstipps, lustiger Medien-Algebra und Happyend

    Boulevardjournalismus funktionierte nach einem ebenso perfiden wie jahrzentelang erfolgreichen Geschäftsmodell. Man zerrte eine Person mit Bild und Name an die Öffentlichkeit, tat so, als sei die geweckte Neugierde von allgemeinem Interesse und schlachtete die selbst gemachte öffentliche Aufregung in schier unendlichen Kampagnen und nach allen Regeln der Vermarktungskunst aus. Auf der Strecke blieben angesichts des geweckten Mobs und der öffentlichen Verurteilung die geregelte juristische Aufarbeitung und reihenweise Medienopfer. Die Rechnung ging eigentlich immer zugunsten des Boulevards auf. Ging.

    Dass dies auch anders geht, zeigen Jolanda Spiess-Hegglin und Hansi Voigt. Die ehemalige grüne Zuger Kantonsrätin - die als mutmassliches Opfer eines Sexualdelikts ins Spital ging, dann mit tausenden sexistischen, unwahren und intimsphärenverletzenden Artikeln ins Schweizer Rampenlicht gezerrt - traf auf Hansi Voigt, den ehemaligen Chefredaktor von 20 Minuten online und späterem Gründer von Watson. Nach der ersten Kampagne folgte eine zweite, unendliche Auseinandersetzung auf medialer und juristischer Ebene. Mit der etwas sturen (Innerschweiz!) Politikerin und dem mehrfach ausgezeichneten Journalisten und Medieninsider ist der von Ethik befreite Teil der Boulevard- und Verlegerbranche aber definitiv an die Falschen geraten. Spiess-Hegglin gelang es, die illegal mit ihr gemachten Gewinne herzuleiten und zurückzufordern. Das Urteil ist aufsehenerregend und wird den Schmuddelteil der Branche verändern. Denn wenn der Boulevard das Geld zurück geben muss, dass er mit illegalen Kampagen verdient hat, wird er keine Dreckskampagnen mehr machen.

    Pünktlich zum Urteil erschien nun im Limmat Verlag das Buch Meistgeklickt (Limmat Verlag 2024), aus welchem Jolanda Spiess-Hegglin und Hansi Voigt lesen. Sie ergänzen Auszüge aus dem Buch immer wieder mit interaktiven Exkursen durch den ganz normalen Wahnsinn einer Branche, die abwechselnd unter Realitätsverlust und Stockholm-Syndrom zu schwanken scheint.

    Lesung von Jolanda Spiess-Hegglin und Hansi Voigt mit ihrem Buch "Meistgeklickt".