Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival
Am Horizont dieser verwegenen Auseinandersetzungen mit scheinbar «natürlichen» Dualismen eröffnet uns die feministische Technikphilosophin Spekulationen über ganz andere (Geschlechts-)Identitäten und ein ganz anderes Zusammensein. Haraway behauptete schon in den 1980ern betont ironisch, dass wir doch schon alle längst Cyborgs seien, und konnte an der Verschmelzung von kalter High-Tech, warmen Körpern, spiegelnden Screens und kapitalistischen Informationsströmen zeigen, wie feministische Theorie und Praxis auf Höhe der Zeit und ohne falsche Kompromisse (auch heute noch) aussehen kann.
Haraway unterzieht die angebliche Objektivität der Naturwissenschaften genauso einer unnachgiebigen Prüfung, wie sie sich nachdrücklich für ein Gefährten- und Gefährtinnentum über althergebrachte Grenzen von Spezies hinweg einsetzt. Hunde, Monster, Cyborgs, der Planet Erde, Menschliches oder Unmenschliches geraten als Kategorien in solch flirrende Bewegungen, dass sich in widerständigen Zukunftserzählungen atemberaubende Wahlverwandtschaften auftun. Warum sollte ein solches Erzählen und Denken auf der Grenze von Science und Fiction in unserer Zeit voller Unzumutbarkeiten und Ernüchterungen schaden?
Der Filmemacher Fabrizio Terranova hat Donna Haraway über längere Zeit in ihrem kalifornischen Zuhause besucht und präsentiert nun ein persönliches, provokantes, humorvolles und eindrückliches Portrait dieser großen Intellektuellen. Der Film bietet sich insbesondere auch für Interessierte ohne große und kleine Vorkenntnisse an und eröffnet so einen Einstieg in das spektakuläre Denken Haraways und anderer Technofeministinnen.
Belgien, 2016, Sprache: Englisch; 1h30min.
Ort: Keller
Eintritt: 10.-
Veranstaltende: Anna Matter + Paul Buckermann